28.02.2011 - Matrixorganisation - typische Probleme und Qualifizierungsbedarf
Tatsächlich ist die Matrixorganisation zwar nichts Neues. Die meisten großen und so manches kleine Unternehmen befinden sich in einer Matrixorganisation - ob das nun so thematisiert wird oder nicht und einfach gelebte Praxis ist. Meist funktioniert das auch recht gut.
Doch die Matrixorganisation stellt hohe Anforderungen an alle Beteiligten und immer wieder gibt es auch Probleme. Besonders schwer tut man sich oft bei der Einführung einer Matrixorganisation in bislang funktional geprägten Unternehmen - oder wenn man Jahre zuvor bereits einmal in einer Matrixstruktur war, die wieder aufgegeben hatte und nun erneut zurück zur Matrix will.
Probleme der Matrixorganisation
Die Matrixorganisation scheitert, wenn die notwendigen Methoden nicht bekannt sind und die Kultur und die Führung in der Matrixorganisation nicht den veränderten Anforderungen angepasst werden. Tatsächlich kommt es wie bei keiner anderen Organisationsform gerade in der Matrix auf höchst entwickelte Führungskompetenz und soziale Kompetenz des Managements an.
Die meisten Hindernisse treten auf, wenn die Prinzipien der Matrixorganisation nicht verstanden sind oder im Widerspruch zur gelebten Führungskultur stehen. Meist werden die Gründe dafür gar nicht bewusst, natürlich v.a. da nicht, wo die Matrixorganisation eher implizit gelebt als explizit definiert wird.
In diesen Fällen ist es manchmal nicht thematisierbar, dass ursächlich für akute Probleme die spezifischen Anforderungen der Matrixorganisation sind, denen unzureichend Beachtung geschenkt wird - denn offiziell spricht ja niemand davon, dass man sich in einer Matrix bewegt.
Im Grunde kann man die Vielzahl der im Einzelnen hier nicht weiter thematisierten Probleme der Matrixorganisation in 5 Problemfelder aufteilen:
- Probleme der Strukturierung der Matrixorganisation
- Probleme der Rollen und des Rollenverständnisses in der Matrixorganisation
- Probleme der Führung und der Kultur in einer Matrixorganisation
- Probleme der Entscheidungsfindung und -umsetzung
- Probleme der Komplexitätsbeherrschung und -steuerung
Matrixorganisation und Qualifizierungsbedarf
Was häufig unterschätzt wird ist der Bedarf an Qualifizierung für Führungskräfte aller Ebenen und für Mitarbeiter und Teams in einer Matrixorganisation.
John Mee, einer der ersten, der in den USA schon in den 60-er Jahren forschend mit der Matrixorganisation befasste, weist darauf hin, dass ohne Qualifizierung von Führungskräften und Mitabeitern - bei allen Vorzügen, die er der Matrix zuschreibt - Frustration, emotionale Belastungen und Motivationsverlust die Folge sind.1)
Bei Einführung einer Matrixorganisation sind die hinreichende Qualifizierung der Führungskräfte und Mitarbeiter sowie professionelle, matrixerfahrene Prozessbegleitung erfolgskritisch - siehe dazu unser Seminar "Führen in der Matrixorganisation".
Teamentwicklung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Matrixorganisationen. Es geht darum, den vielfältigen und gelegentlich widersprüchlichen Anforderungen aus dem komplexen Matrixumfeld gerecht werden zu können, als Team Stabilität zu erhalten und die eigene Positionierung im Umfeld abzusichern bzw. weiterzuentwickeln.
Allerdings taugt hierzu die oft psychologisch determinierte klassische Teamentwicklung nicht. Es geht vielmehr um systematische Auseinandersetzung mit sich ständig verändernden Anforderungen aus dem Umfeld und deren Verarbeitung. Teamentwicklung muss Hochleistung als Team sicherstellen, um im internen Markt großer Organisationen den Wettbewerb gegen andere Kompetenzträger zu bestehen.
Auch wenn die Matrix sich längst etabliert hat, sollten die spezifischen Anforderungen einer Matrix einen dauerhafter und zentralen Teil der Leadership Qualifizierung darstellen. Oft spielen matrixspezifische Fragestellungen auch eine Rolle im Coaching von Managern in komplexen Unternehmen.
1) Mee, John, Matrix Organization, in: Business Horizons, Summer 1964, p. 70-72