06.03.2008 - Das Toyota Produktionssystem ist mehr als eine Methode
Wie man mit einem ganzheitlichen System permanenter Verbesserung an die Spitze kommt - TPS ist KVP vom Feinsten.
Bereits in einem früheren Beitrag unter dem Titel
hatte ich darauf hingewiesen, dass das System von Toyota umfassender ist, als wir es oft wahrnehmen. Ich denke manchmal, dass viele Manager hierzulande nicht wirklich verstehen, worum es bei diesem Ansatz geht.
Man wiegt sich gern in Sicherheit, weil man diesen "asiatischen" Ansatz für unsere Verhältnisse für nicht tauglich hält. Das ist Unsinn. Und es ist Verleugnung der Realität, auch deshalb, weil auch hier wie andernorts - u.a. in den USA - sich immer mehr Betriebe an diesem Ansatz orientieren und ihn für ihre Praxis umschreiben.
Dass sie gut damit tun, mag vielleicht auch ein Artikel aus der Zeitschrift "Die Zeit" Angstgegner der deutschen Automobilindustrie (DIE ZEIT Nr. 24, 7.6.2007) verdeutlichen - gemeint ist natürlich Toyota. Nun, zumindest ist Toyota die Nummer 1 der Automobilbranche weltweit und gilt auch hierzulande Automobilbauern nach wie vor neidvoll als Vorbild.
Interessant muss sein, dass anders als in vielen deutschen KVP Ansätzen nicht nur eine utilitaristische Kostenreduktion hinter den KVP Konzepten steht. Es handelt sich vielmehr um ein ganzheitliches System, das konsequent und über viele Jahre mit einer Langfristperspektive verfolgt letztlich zu überragenden Erfolgen führt.
Das wirkliche Geheimnis des auf einer ganzheitlichen Philosophie beruhenden Systems haben viele hierzulande nicht begriffen oder wehren die Grundgedanken als "abgehoben" ab - zu unrecht. Die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache, auch bei Unternehmen hierzulande, die sich die Ideen zu eigen machen.
Das auf wenigen Grundprinzipien basierende Modell ist einerseits komplex und beruht andererseits auf einfachen Regeln. Die entscheidende vielleicht, verkürzt ausgedrückt: Machen Sie Ihre Mitarbeiter zu Profis, fordern Sie dieses Profitum bei jedem Mitarbeiter, gerade auch an der Basis, und lassen Sie den Mitarbeitern für ihr Können und ihre Expertenschaft Wertschätzung zuteil werden.
Leider ist es zu oft anders - viele Mitarbeiter erleben de facto keine Wertschätzung, werden nicht eingebunden, erleben keinerlei Mitsprache bei den wirklich wichtigen Themen des Geschäfts (allenfalls bei der Gestaltung der Pausenzone). Wohingegen das Management selbst in diesen Fällen oft der Aufassung ist, die Mitarbeiter würden doch einbezogen.
Da scheinen Wahrnehmungs- und Einschätzungs- oder besser Verständnisdefizite vorzuliegen. Der Preis ist hoch: Eine Kluft zwischen Mitarbeitern und Führung, mangelndes Engagement für die Ziele des Unternehmens und innere Kündigung.
Buchtipp:
Wer sich näher mit dem Thema Toyota Produktionssystem auseinandersetzen will, dem sei das Buch von Jeffrey Liker und David Meier "The Toyota Way Fieldbook" (McGraw Hill - englischsprachig) empfohlen. Ergänzung am 23.2.08: Das Buch ist inzwischen auf deutsch erhältlich unter dem Titel "Der Toyota Weg - das Handbuch" von Jeffrey Liker.
Deutlich wird beim Lesen, dass es nicht um Vermittlung von KVP Methoden geht, sondern um einen umfassenden Kulturwandel, will man mit dem Toyota Ansatz Erfolg erreichen.