13.01.2011 - Teamorientierte Führung kostet Zeit und Nerven - und lohnt doch
Teamorientierte Führung kostet Zeit und Nerven, mancher Chef ist daher versucht, den für das Team notwendigen Prozess der Auseinandersetzung abzukürzen.
Management als teamorientierter Ansatz ist unerlässlich, um der heutigen Komplexität und Dynamik angemessen Rechnung tragen zu können. Diese Erkenntnis reift bei immer mehr Unternehmensleitungen, Führung wird immer öfter als Managementteam wahrgenommen. Siehe dazu auch den Beitrag "Creating a Community of Leaders - Managementteams entwickeln".
Es ist vielfach auch bereits Standard, sich auf der 1. und 2. Ebene regelmäßig in Workshops zu wichtigen Unternehmensthemen zu treffen, um gemeinsam Strategien und Lösungen zu entwickeln.
Dennoch besteht oft auch noch Lernbedarf, über das Format des Teammeetings hinaus wirkliche Partizipation einzulösen. Man hört gelegentlich, dass das Meeting des jeweiligen Managementteams eine reine Formalie sei – damit es so aussieht, als sei alles gemeinsam getragen.
De facto beherrsche aber der Boss das Meeting und man werde mehr oder weniger zur Zustimmung "überredet" oder es gäbe Formulierungen wie "...dann sind wir uns also alle einig, dass... und es kommt so ins Protokoll". Echte Auseinandersetzung oder auch nur Interesse oder Gelegenheit, alle Meinungen zu hören, sei dagegen nicht vorhanden.
Nun, das macht die Sache natürlich zur Farce und dann lässt man´s lieber.
In dem von mir sehr geschätzten Artikel von Mulcahy*) spricht sie das Dilemma an: Sind sie intelligent und sehr erfahren, kann es Managern schwer fallen, eine Sitzung durchzustehen, in der ihr Team diskutiert, obwohl sie selbst ihre Entscheidung bereits im Kopf haben - hoffentlich nicht schon fixiert, sondern als "sehr wahrscheinliche" Option.
Man spürt die Verführung, das abzukürzen – und raubt damit dem Team genau die Erfahrung, diese Entscheidung haben WIR gemeinsam getroffen. Dazu gehört im Grunde auch die Bereitschaft, die eigene Sicht soweit als möglich zu relativieren und wann immer möglich, die Idee des Teams aufgreifen.
Als Berater und Trainer finde ich bei meinen Partnern dafür in der Regel Verständnis, nicht immer aber bei allen die letzte Überzeugung, dass es wirklich so besser oder notwendig ist.
Daher sei mir gegönnt, hier Anne Mulcahy, ehemals CEO von Xerox, zu zitieren: "Der Prozess mag als Zeitverschwendung erscheinen, aber er ist wichtig." *).
*) Anne Mulcahy, Why Succession Shouldn´t Be a Horse Race, Harvard Business Review, October 2010, p. 47 ff.