05.10.2009 - Sir John Whitmore zu Coaching
Der Nestor des Coaching ist für Freiheit statt Reglemetierung beim Coaching...
Die Versuche, Coaching und die Tätigkeit von Coaches stärker zu reglementieren, gar Forderungen nach Bildung berufsständischer Formierungen sind zu hören, hat mich stets befremdet (siehe auch Coaching - Professionalisierung durch Stände?). Das kommt mir alles ein wenig arg bürokratisch daher - wo Reglementierungen gern in das Marktgeschehen und liberales Gedankengut zugunsten risikoarmer Mittelmäßigkleit eingreifen.
Daher freut mich, was der Nestor des Coaching, Sir John Whitmore, in einem aktuellen Interview zu Coaching und den Bemühungen um Reglementierung sagt: "Sollen wir die Szene stattdessen streng kontrollieren? Ich bin eher für Freiheit. Auch ich habe Reisen unternommen und dabei Umwege gemacht, auch ich habe Fehler gemacht. Man muss Fehler machen dürfen, um lernen zu können. Manche Prozesse sind auch schmerzhaft. Aber so ist doch das Leben."
An anderer Stelle äußert er sich dazu, was Coaching bewirken soll: "...authentische, angstfreie, selbstverantwortliche Menschen, die nicht mehr Opfer von Hierarchien und hierarchischem Denken sind".
Das sind Worte des Begründers und Urvaters von Coaching - mit 72 Jahren noch immer aktiv. Er verweist auf das, wozu Coaching vor allem dient - der Entwicklung von Menschen. Wieviel Weisheit, Gelassenheit, Persönlichkeit und Herz zeichnen diesen wahren Coach aus!
- These 47: deutliches Überangebot an Coaching ohne entsprechende Nachfrage.
- These 48: Die Ausbildung von Coaches funktioniere nach einem "Kettenbriefsystem". Viele Ausbilder für Coaching existierten überwiegend von der Ausbildung von Coaches und nicht durch eine Tätigkeit als Coach. (Anmerkung: Dieses Phänomen war lange in der Psychotherapieszene wahrnehmbar, wo viele Lehrtherapeuten selbst kaum als Psychotherapeuten sondern fast ausschließlich als Ausbilder tätig waren. Interessant: Viele dieser Ausbildungsinstitute für Psychotherapeuten bieten heute eine Coachingausbildung an - was die einseitige psychologische Ausrichtung vieler Ausbildungsgänge erklärt).
- These 70: Coachinganbieter versuchen sich durch "Siegel" und andere Strategien der Professionalisierung v.a. selbst Vorteile im individuellen Marktzugang zu verschaffen.
- These 73: Was legitimiert die, die als Treiber für Zertifizierung und Auditierung von Coaches auftreten? Woher nehmen sie selbst dafür ihre Legitimation?
Interview mit Sir John Whitmore im Coaching Magazin 2009 (3).