10.11.2012 - Potential bei Mitarbeitern erkennen — wie?
Wie identifiziert man Mitarbeiter mit Potential für weiterführende Aufgaben?
Da sich Umfeldbedingungen immer öfter ändern, ist auch die Einschätzung von Mitarbeiter-Potential problematisch. Denn die Einschätzung von Potential sollte sich auf die Meisterung zukünftiger Herausforderungen erstrecken. Doch wir urteilen mit unserem aktuellen Denkhorizont, also statisch.
Zudem ist Potential vielfältig — für welche Rollen suchen wir Potentiale? Potential erschließt sich eher weniger abstrakt als vielmehr in konkreten Situationen mit Herausforderungscharakter, in denen Denk- und Handlungsweisen beobachtbar werden.
Und da sich Herausforderungen und damit verbundene Anforderungen ändern können, kann jemand, dem man heute Potential zuschreibt, bereits morgen nicht mehr zu den Potentialträgern zählen — wenn er mit den veränderten Anforderungen nicht klar kommt.
Es gibt ja auch diese Erfahrung aus der Praxis: Ein Manager ist ein guter Sanierer (verfügt über entsprechende Merkmale und Potentiale) — doch nach der Sanierung vermag er nicht, den Erfolg zu sichern oder auszuweiten.
Und dann dies: Von einem sehr erfolgreichen Familienunternehmer wird berichtet, er habe von einem Personalberater über einen seiner Manager erfahren, dieser verfüge über kein Potential. Er hörte nicht auf diese Einschätzung und dieser Mitarbeiter war später sein bester Vertriebsmanager.
Grundsätzlich geht es bei der Einschätzung von Potentialen um die Beurteilung des Entwicklungspotentials eines Menschen. Vor dieser Aufgabe stehen Unternehmen. Wenn sich die Rahmenbedingungen permanent gravierend verändern können, ist jedoch auch die Basis für Potentialeinschätzungen in einem fluiden Zustand.
Die Konsequenz ist einerseits, Menschen bereits früh in eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben mit hohem Herausforderungsgrad zu stellen. Dies fördert am besten die Ausbildung verborgener Fähigkeiten und Talente und insgesamt unterstützt es die Ausprägung der mentalen Flexibilität, die heute sicher ein grundlegendes Potentialmerkmal darstellt.
Andererseits ist eine weitere Konsequenz, den Begriff Potentialträger nicht zu eng fassen. Im Change Management zeigt sich immer wieder, dass bislang als Leistungsträger ausgewiesene Mitarbeiter plötzlich zurückfallen, andere, die bislang nicht als stark eingeschätzt wurden, zeigen unter den veränderten Bedingungen plötzlich überragendes Talent.
Daher ist die Förderung möglichst vieler Mitarbeiter eine Strategie der Personalentwicklung, verborgene Potentiale zu erschließen und sich auf allfällige veränderte Rahmenbedingungen flexibel einzustellen. Dies geht einher mit der Tendenz, immer mehr Verantwortung an Mitarbeiter an der Basis zu übertragen, die dafür auch qualifiziert sein müssen.
Hier einige Fragen, die helfen können, das Potential von Mitarbeitern einzuschätzen:
- Beschäftigt sich unaufgefordert auch mit Themen außerhalb seiner eigenen Aufgaben und berücksichtigt die Wirkung seines Handelns auf andere
- Verfügt über eine realistische Einschätzung seiner Stärken und Schwächen, vermag deren Vor- und Nachteile im betrieblichen Kontext einzuschätzen und verfügt über eine praktische Begabung, daraus Vorteile i.S. besserer Lösungen zu generieren oder aber Strategien zu entwickeln, die Wirkung seiner Schwächen zu minimieren
- Ist v.a. praktisch begabt, detailorientiert und verlässlich oder aber kommunikativ, impulsgesteuert und kreativ. Er/sie entwickelt sich dabei auf dem Gebiet seiner persönlichen Veranlagung erkennbar weiter, kennt deren Schattenseite, zeigt Interesse und die Fähigkeiten, seine Veranlagung nutzenstiftend einzubringen und zu höherem Niveau weiterzuentwickeln
- Lässt ein gesundes Streben nach "mehr" oder "besser" erkennen, gibt sich nicht so schnell zufrieden
- Steckt Rückschläge weg (Stehaufmännchen) und lernt aus Fehlern, sieht sie als Chance
- Erkundet neue Wege, die Dinge zu tun, inspiriert sich und andere
- Stellt hohe aber realistische Anforderungen an sich, hat eine neugierig optimistische, lernorientierte Grundhaltung
- Denkt nach vorn und in grundsätzlichen Kategorien, seien sie praktischer oder theoretischer Natur
- Erkennt und entwickelt aus neuen Ansätzen Routinen, die Stabilität und Effizienz ermöglichen
- Verfügt über die Fähigkeit zu abstrahieren und zu kombinieren
- Repetiert Bekanntes nicht einfach sondern vermag aus übergeordneter Perspektive Zusammenhänge zu skizzieren und daraus zu innovativen Ansätzen und Erkenntnissen höherer Ordnung zu gelangen
Recht bekannt ist sicher diese nicht unumstrittene Matrix:
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