10.05.2006 -
Lernen im Unternehmen als von innen genährte Entwicklung
Organisationsentwicklung und lernen - das Unternehmen von innen heraus entwickeln.
Organisationen sind nach Nancy Dixon zielgerichtete soziale Systeme, die drei in Wechselwirkung zueinander stehende Aufgaben erfüllen, um ihre Existenz zu sichern:
- die Entwicklung der Organisation selbst (Produkte und Wettbewerbsfähigkeit)
- die Entwicklung der Menschen in der Organisation
- die Entwicklung des Systems, von dem die Organisation ein Teil ist
Die dazu erforderlichen Lernprozesse müssen von innen genährt werden. Es geht also um originäres, selbst gesteuertes Lernen, nicht um Adaption im Rahmen vorgegebener Grenzen oder Manipulation:
"Wir müssen und vor allem auf uns selbst und das Lernen aus Erfahrung verlassen – anstatt auf die Lösungen von Experten, die uns nur mit Antworten dienen können, die in der Vergangenheit funktioniert haben." Dixon, Nancy (1994), The Organizational Learning Cycle, Cambridge
In der Wissensgesellschaft kommt es darauf an, im Unternehmen verfügbares Wissen und die Erfahrungen zu einem Aktivposten zu machen. Denn angesichts weltweit verfügbarer Informationen und der Fähigkeit, Produkte überall in der Welt herzustellen, haben die Unternehmen Vorteile, deren Belegschaften schneller als andere Trends erkennen, aufgreifen und dafür Problemlösungen schaffen.
Dazu ist ein dauerhafter Prozess von Lernen und Erfahrungsaustausch über alle Grenzen hinweg unerlässlich. Unternehmen können dafür die Voraussetzungen schaffen und ihre Mitarbeiter ermutigen, ja sie geradezu mobilisieren, sich in diesem Sinne für das Unternehmen zu engagieren.
Vorgesetzte sollten der Schaffung von Wissensgemeinschaften Aufmerksamkeit schenken. Und sie müssen ihren Führungsstil ändern. Denn solche Plattformen funktionieren nicht auf Anordnung und unter Kontrolle. Es geht um Räume für konstruktiven Dialog und Infragestellen bisheriger Muster.
Diese Form des Lernens ist eine Herausforderung auch für Personalentwicklung. Denn zum einen generiert dieses Lernen einen echten Wertbeitrag für das Unternehmen, zum anderen funktioniert es eben gerade in der tradierten (überholten?) Seminarform nicht.
Nachtrag Mai 2012:
Interessant ist die Initiative eines unserer Kunden aus dem Mittelstand. Er sprach uns an, einen Workshop mit den jungen Mitarbeitern seines Unternehmens zu veranstalten.
Die Themen sind weit gefasst - wie sehen die jungen Mitarbeiter das Unternehmen? Was könnten wir anders tun? Wo sind wir altbacken? Welche Technologien, Trends und Tendenzen sehen die jungen Leute, die man im Unternehmen aufgreifen sollte? Wie bleiben wir für junge Leute attraktiv? Jeder, der zur Zielgruppe gehört, kann sich anmelden und es liegen schon viele Anmeldungen vor. Die Ergebnisse werden anschliessend im Managementteam präsentiert und ggf. weiterverfolgt.
Die Idee eines Geschäftsführers - der mit seinem Unternehmen aber schon immer neue und ungewöhnliche Wege versucht. Außerordentlich erfolgreich, bereits über viele Jahre - und das in einer hart umkämpften Branche. Er hat den Weg beschritten, das Unternehmen von innen heraus zu entwickeln. Bereichs- und Organisationsentwicklung sind für ihn wichtige Themen. Und es klappt.