12.06.2007 -
Personalentwicklung - raus aus den Schablonen - das Lernen fördern
Wie lernt man richtig? Eigentlich eine zentrale Frage der Personalentwicklung.
Wird sie jedoch im Alltag tatsächlich gestellt? Und wie wird sie beantwortet? Wissen Sie´s? Wie lautet Ihre Antwort?
Ehrlich gesagt, ich habe keine. Weil die Frage nur individuell beantwortet werden kann. Die Personalentwicklung arbeitet tatsächlich weithin mindestens suboptimal - weil die Personalentwicklung der Unternehmen dasselbe macht, wie alle anderen betrieblichen Funktionen auch, die sich um Effektivität und Effizienz bemühen: Sie standardisiert. Und das ist bezogen auf Lernen definitiv der falsche Ansatz.
Das Bemühen geht nun wenigstens dahin, betriebs- und zielgruppenspezifische Lernarrangements zu schaffen, dies wird als Individualisierung verstanden. Und zugegeben, das ist ja durchaus schon eine ganze Menge, wenn Seminare bedarfsspezifisch auf die Interessen einer Lerngruppe und die Situation des Unternehmens hin zugeschnitten werden. Wenn z.B. für einzelne Manager ein Coaching als individuelle Form des Lernens angeboten wird.
Dies alles zu leisten, fordert die Personalentwicklung eines Unternehmens ganz schön, angesichts der dort meist vorhandenen Ressourcenknappheit. Was daher dann vielfach bleibt, ist Reduktionismus auf basiskonzeptionelle und administrative Tätigkeiten - die nichts mit der Gestaltung kreativer Lernarrangements zu tun haben.
Doch jenseits der Reduktion auf die Trilogie Seminar - Workshop - Coaching gibt es eine Vielfalt weiterer Formen der Entwicklung. Gibt es v.a. die Möglichkeit, Lernen ganz nach den spezifischen Wünschen und Vorstellungen der Mitarbeiter zu gestalten. Die wissen erstaunlich gut, wie sie am besten lernen - wenn man sich denn überhaupt mit dieser Frage an sie wendet.
Da gibt es Mitarbeiter, die in Workshops zu wichtigen Erkenntnissen gelangen und diese Form der Auseinandersetzung und Anregung nicht missen möchten - zumindest für bestimmte Themen. Andere setzen auf Seminare, wieder andere bevorzugen das Lernen am Arbeitsplatz unter Anleitung von Fachkollegen (wie intensiv nutzt eigentlich IHRE Personalentwicklung diese hoch produktive Form der Entwicklung?), wieder andere bevorzugen Coaching individuell oder in Gruppen.
Es gibt Menschen, die sich eher explorative Formen des Lernens durch Mitwirkung in Forschungs- oder Fachgremien oder Austausch in aufgabenbezogenen Peergroups - vielleicht sogar im Internet - wünschen. Andere würden sich am liebsten durch Selbststudium mit Muße über berufsrelevante Themen Gedanken machen.
Das sind nur ein paar Überlegungen - die längst nicht alle Möglichkeiten individualisierter und kreativer Lernarrangements ausschöpfen, worüber Personalentwicklung im Unternehmen über die Expertenschaft verfügen sollte. Da sieht es leider nicht immer rosig aus.
Wovon ich überzeugt bin: Seminare werden immer weniger Zukunft haben. Die individuellen Bedürfnissen entsprechenden Lernformen werden zunehmen, die Diskussion um Talent Management und die angemessene Förderung von Potentialen wird dies erzwingen. Die Personalentwicklung wird sich darin Expertise erarbeiten müssen, wie das Lernen der Menschen im Unternehmen
- beschleunigt
- individualisiert
- flexibilisiert
- anizipativer ausgelegt
und mehr in die Verantwortung der Mitarbeiter übertragen werden kann. Das erfordert eine völlig andere konzeptionelle und beratende Rolle, als sie die PE in vielen Unternehmen derzeit noch ausübt.