29.05.2007 -
Kreativität und Innovation - Führungsaufgabe im globalen Wettbewerb der Unternehmen
Im globalen Markt entstehen für die westlichen Industriegesellschaften und ihre Unternehmen an immer mehr Orten "Innovations-Konkurrenten". Dies wird begünstigt durch den freien Fluss der Information, intensives Bemühen um Hochqualifizierte ("War for Talents") auch in Schwellenländern und die globale Vernetztheit der Märkte.
Herausragende Erfolgsgeschichten bei Innovationen kennzeichnet in der Regel, dass das Entstehen eines kreativen Geistes, der die Beteiligten und ihr Umfeld erfasst und sie zu fortschrittlichen Lösungen führt, verbunden ist mit spezifischen Rahmenbedingungen für den kreativen Prozess.
Dazu einige Überlegungen*), die Führungskräfte berücksichtigen können, wenn sie Kreativität und Innovationsorientierung als Wettbewerbsmerkmal forcieren möchten:
- Disziplin und ständiges Bemühen um einen hohen professionellen Stand scheinen wichtige Voraussetzungen dafür zu sein, dass sich ein kreativer Prozess überhaupt herausbilden kann
- Kreativität ist in hohem Maße kulturell verankert. Kreative Gesellschaften - dies mag übertragen gelten für große Unternehmen - verfügen über 3 Treiber für Kreativität:
- Talente - Menschen mit höheren Abschlüssen
- Toleranz für zwischenmenschliche Unterschiede (Rasse, Religion, Sexuelle Orientierung etc.)
- Technologieorientierung
Mit diesen Faktoren ziehen sie Mitglieder der kreativen Klasse an. In Europa verfügen im Wettbewerb um diese kreativen Gruppen nach einer Studie Finnland, England und Schweden über die höchsten Zuwachsraten, dagegen über die geringste Italien, Deutschland und Griechenland.
- Im beruflichen Kontext scheinen v.a. diese Faktoren Kreativität zu beeinflussen:
- Die Wertigkeit des Projekts und die Flexibilität in der Vorgehensweise
- Die Zusammensetzung der Projektgruppe
- Der Arbeitsplatz und die Umfeldbedingungen
- Das Management, v.a. das Top-Management
Bei der Wertigkeit kommt es auf den richtigen Herausforderungscharakter und die Bedeutung des Projektergebnisses für die Zukunft der Organisation an. Die Projektgruppe sollte über genug Ressourcen verfügen, die aber auch nicht zu üppig ausfallen sollten. Es lohnt auch, die örtlichen Gegebenheiten und Arbeitsplatzmerkmale unter dem Aspekt der Kreativitätsförderung zu betrachten, wenn ein Projektteam eine große Herausforderung meistern soll.
Einerseits fördert ein gewisser Zeitdruck Kreativität, doch sollte andererseits auch nicht zu starr mit dem Blick auf Meilensteine agiert werden. Im Projekt überraschend entstehende neue Erkenntnisse sollten ernsthaft geprüft werden und fallweise auch zu einem verlängerten Zeitplan führen können. Es gilt stets, die richtige Balance zu finden von Ergebniserwartung und Freiraum lassen.
Für innovative Lösungen ist Vielfalt an Sichtweisen oft ein zentraler Erfolgsfaktor. Bei wichtigen Projekten sollte man daher die Einbeziehung von Mitarbeitern in einem größeren Spektrum unter Berücksichtigung der Gesamtorganisation und auch weit entfernter Unternehmensteile betrachten.
Ein entscheidender Faktor ist das Führungsverhalten. Inspiration des Projektteams, bewiesene Ausdauer, Forderung und Förderung innovativen Verhaltens sowie Durchstehen von kreativen Blockaden fordern eine Führungspersönlichkeit, die über den Tag hinaus denkt, andere für visionäre Ideen begeistern und diese gegen Widerstand behaupten kann.
Dabei geht es nicht nur darum, kreative Rahmenbedingungen für ein Innovationsteam zu schaffen. Kreativität gilt es darüber hinaus im Unternehmen als Haltung und Kulturmerkmal zu verankern, will man ein Unternehmen mit Innovationen in Produkten und Prozessen an die Spitze führen. Das ist also eine Führungsaufgabe!
Kommunikative Räume sind dann systematisch für alle Mitarbeiter zu schaffen, um die gemeinsame Reflektion von Profis zu fördern. Kreative Ideen und Beiträge aus den Abteilungen werden zum Merkmal des Führungserfolgs, an dem alle Manager gemessen werden.
*) Anregungen teilweise entnommen aus: Napier, Nancy K. et al., Facilitating Management and Marketing Creativity in Global Markets, in: Organizational Dynamics, Vol. 35, No. 3, pp. 220-236, 2006