17.09.2007 - Wertsteigernde Führung — was ist das eigentlich?
Führung ist nicht Selbstzweck sondern dient stets der Wertsteigerung einer Organisation. Führung ist ein schillernder Begriff.
Die unpräzisen Vorstellungen, was Führung (siehe auch "Definition Führung") denn nun ist, verführen zu der Annahme, es gäbe nur ein einziges Begriffsverständnis. Dies führt dazu, dass vielfältige Gespräche und Diskussionen in der Annahme geführt werden, man spräche jeweils vom selben Inhalt.
Dabei ist die Sache komplexer. Von welchen Wertvorstellungen gehen die am Diskurs Beteiligten denn aus – etwa davon, dass Führung das reibungslose Funktionieren des betrieblichen Alltags sicherstellen oder davon, dass Führung die Weiterentwicklung von Mensch und Organisation fördern soll oder sogar die strategische Zukunftssicherung eines Unternehmens gewährleisten muss?
In welchem Kontext orientieren wir uns – in der Selbstführung, in der Führung von Person zu Person, in der Führung eines kleinen Teams, eines virtuellen Projektteams, einer Abteilung, eines Managementteams oder geht es um Führen in der Matrixorganisation eines Konzerns?
Solche und weitere Differenzierungen des Führungsbegriffs erfolgen in Alltagsdiskussionen über Führung selten, oft noch nicht einmal anlässlich der Planung eines Managementseminars, wobei es u.a. gerade dabei darauf ankäme, dies fein zu unterscheiden.
Der Begriff wertsteigernder Führung wird seltener gebraucht. Nur geht es gerade darum, durch Führung zur Steigerung der Unternehmensleistung beizutragen, integriert man Führung ernsthaft in den Unternehmenskontext. Betriebliches Handeln zielt stets auf Steigerung des Unternehmenswertes.
Führung kann man daher begreifen als Koordinierungsleistung zur zielgerichteten Verbesserung des betrieblichen Outputs durch Beeinflussung von menschlichem Verhalten.
Zu kurz gedacht wäre es, Führung auf die Schaffung materieller Werte zu reduzieren. Diese sind vielmehr das Ergebnis eines Prozesses, der darauf zielt, Menschen bei der Entfaltung ihres Potenzials und das des Unternehmens zu unterstützen und anzuleiten. Wobei die Prämisse stets die sein sollte – und sonst wäre es eben nicht "wertsteigernde Führung" –, der Entfaltung des Potentials der Organisation die Priorität vor der Entfaltung der individuellen Potentiale einzuräumen, wenn auch stets um Bemühen um eine ausgewogene Balance.
Denn zu Führung - auch zu wertsteigender Führung - gehört ein wesentliches Merkmal: Es geht stets um ein Beziehungsgeschehen zwischen Führenden und Geführten. Dazu gehört guter Kontakt zwischen den beteiligten Menschen, mindestens jedoch ein menschliches Interesse des Führenden an den ihm anvertrauten Geführten. Bloße Profitorientierung zerstört diese notwendige Basis.
Dies bedeutet nicht, dass man sich mögen muss. Vielmehr geht es darum, sich mit Wertschätzung und Respekt vor der Person und der Aufgabe des anderen zu begegnen. Diese Haltung erfordert auch das gemeinsame übergeordnete Prinzip, das beide Seiten verpflichtet: Ihre Leistung stets in den Dienst der Interessen der Gesamtorganisation und aller ihrer Mitglieder zu stellen.
Wertsteigernde Führung hat vorrangig die Verwirklichung der Interessen der Gesamtorganisation im Auge, der die Individual- und Partialinteressen untergeordnet sind.
Werden diese jedoch essentiell verletzt, steht das Beteiligungsmotiv der Mitglieder der Organisation infrage, nämlich Sinnerfüllung in ihrer Tätigkeit zu finden. Diese stellt auf individueller Basis nämlich ebenfalls Wertsteigerung dar - als Gegenwert für Leistung und Leistungsverhalten. Und genau darauf zielt gute Führung.