02.09.2016 - Unternehmensethik - Widersprüche wirken auf die Unternehmenskultur
Die da unten, wir hier oben? Und umgekehrt ...
Unternehmensethik ist ja unter verschiedenen Vorzeichen Thema. Auch wenn es mittlerweile nach anfangs lauten Deklamationen zu dem Thema ruhiger geworden ist.
In Compliance Regularien findet sich das Gedankengut, waren ja ethische Verstöße wie Korruption Auslöser für das Compliance-Thema. Das ist inzwischen in allen größeren Unternehmen geregelt, es gibt eigene Beauftragte und Abteilungen dafür. Auch unter der aktuell laufenden Nachhaltigkeits-Diskussion findet sich Unternehmensethik an prominenter Stelle.
Doch auch durch Bestechung und kriminelle Geschäfte ins Gerede gekommene Unternehmen - so wurde hierzulande eine früher reputierliche große Bank in der Presse gar in den Zusammenhang mit der Mafia gestellt - haben ja Compliance Abteilungen.
Unternehmensethik sollte sich in der Praxis bewähren, sonst unterminiert das Verhalten des Managements die Unternehmenskultur. Es gibt zweifelhaftes Agieren nach innen wie nach außen, Verhalten, das unter ethischen und kulturellen Aspekten einer Organisation Fragen aufwirft.
So hat eine Fluglinie erfolgreich Vergütungen und einige betriebliche Vergünstigungen bei den Beschäftigten zu deren Nachteil angepasst. Begründet wurde dies mit dem nachvollziehbaren Verweis auf das Wettbewerbsumfeld, dem man sich stellen müsse.
Es hat öffentlich nur wenig Rumoren erzeugt, dass beim gesamten Vorstand unmittelbar danach die Bezüge angehoben wurden. Man kann sich unschwer vorstellen, wie dies bei den Mitarbeitern ankommt.
Wie wirkt es auf Führungskräfte und Mitarbeiter, wenn ein Topmanager anläßlich der Durchsuchung seiner Konzernzentrale die Staatsanwaltschaft und Polizei angreift statt Demut zu zeigen - nachdem immerhin weltweit wohl nicht in allen Fällen ganz unbegründet hunderte Rechtsverfahren mit Milliarden Rückstellungen laufen?
Man darf sich nicht darüber hinwegtäuschen: Diese Vorkommnisse wirken. Die Unternehmenskultur, der Zusammenhalt in der Organisation wie das Image im Markt leiden - und schlagen auf die Leistung. Sichtbar wird dies nicht über Nacht, kultureller Schaden wirkt eher verdeckt und allmählich; und er ist nur sehr langsam wieder repariert. Es geht um Vertrauen, einmal verspielt, erlangt man es nicht so schnell wieder.
Die Aufgabe von Führungskräften wird schwerer, wenn diese nun Außergewöhnliches von ihren Mitarbeitern verlangen. Abgesehen davon, dass manche Führungskraft sich ihre eigenen Fragen stellt.
Mich machte nachdenklich, als der Geschäftsführer eines Unternehmens in einem Workshop mit seinem Managementteam unter Bezug auf einige aktuelle Berichte in den Medien anmerkte, er mache sich zunehmend Sorgen um die Ethik des Managements in Unternehmen und die Wirkung von Presseberichten zu entsprechenden Themen auf die eigene Belegschaft.
Bei einem erfolgreichen Mittelständler, bei dem man das Lohnniveau wegen des intensiven Wettbewerbs aus dem Ausland um 10% absenken musste, lautete die Botschaft des Geschäftsführers an sein Managementteam dagegen: "Und meine Herren, damit das klar ist, das gilt auch für uns!"