27.02.2016 - Interkulturelle Vorurteile - Gruppenarbeit in China soll nicht funktionieren?
Um es vorweg zu nehmen: Es gibt interkulturelle Klippen, denen man Aufmerksamkeit schenken sollte. Aber es bestehen eben im interkulturellen Kontext auch viele Vorurteile, die sich letztlich als Blockaden erweisen können, wenn man sich an ihnen orientiert.
Eines dieser Vorurteile begegnete mir vor Jahren bei einem ersten Aufenthalt in China: "Vergessen Sie dort Gruppenarbeit, das wird nicht funktionieren." Es klappte hervorrragend, obwohl sogar verschiedene Hierarchieebenen im Raum waren. Es wurde intensiv diskutiert, ob die Matrixorganisation für chinesische Unternehmen geeignet sei - was gibt es besseres, als dazu zu diskutieren - und stellt man sich die Frage nicht auch in manch deutschem Unternehmen?
Und nun gerade aktuell in Shanghai - ich bin noch dort und trage das Erlebte noch frisch in mir - die intensive Diskussion zu interkulturellen Themen, die sich beim Führen in einer Matrixorganisation auftun. Eine Diskussion mit Managern aus China, Thailand, Korea, Malaysia und Deutschland. Hoch interessant und sehr bereichernd.
Ich denke, es geht darum, den Raum für interkulturelle Begegnung zu gestalten und sich sensibel der Dynamik zu überlassen. Und viel weniger darum, was andere meinen, was jeweils kulturadäquat sei. Die Dynamik des Lebens in allen Gesellschaften unterliegt vielen verschiedenen Einflüssen aus allen möglichen Richtungen.
Sicher ist es wichtig, sensibel für kulturelle Werte und Eigenarten zu sein. Aber es geht darüber hinaus viel mehr um interkulturelle Sensibilität (siehe auch den Artikel: "Interkuturelles Training - Verständnis für den Kontext") als um interkulturelle Dogmen. Und darum, Menschen respektvoll miteinander in Austausch zu bringen.