08.02.2017 -
Gewerblich-technische Berufsausbildung — Engpassfaktor Bewerber
Fachkräftemangel wird zum Geschäftsrisiko (FAZ 27.12.2016, S. 17)
Fachkräfte im gewerblich-technischen Bereich wurden und werden traditionell in vielen Unternehmen über die eigene betriebliche Ausbildung rekrutiert.
Viele Unternehmen kämpfen heute jedoch darum, ihre angebotenen Ausbildungsplätze im gewerblich-technischen Bereich überhaupt besetzen zu können. Es fehlt oft nicht nur an geeigneten, sondern schlicht überhaupt an Bewerbern für die Berufsausbildung.
Der Kampf um die Wenigen wird nun allerdings teils mit unvollkommenem Ansatz geführt. Denn selbst die hervorragend (... allerdings auch nicht immer!) aufgestellten professionellen Ausbildungsorganisationen bekannter Großunternehmen tun sich gelegentlich schon schwer bei der Gewinnung von Bewerbern.
Dies gilt umso mehr für den Mittelstand. Man hangelt sich bei der Suche nach Bewerbern von Jahr zu Jahr. Dieses Jahr war schlecht, nächstes Jahr wird hoffentlich besser. Doch damit verschließt man die Augen davor, dass ein so begrenzter und kurzfristiger Ansatz ohne Kontinuität nur schiefgehen kann.
In meiner Rolle als Leiter Personalentwicklung war ich damals auch für die Berufsausbildung des Unternehmens mit über 150 Azubis und etlichen hauptamtlichen Ausbildern verantwortlich. Wir hatten in Personalentwicklung und Ausbildung gemeinsam darauf hingewirkt, die Ausbildungskonzepte für den gewerblich-technischen Bereich weiterzuentwickeln und konsequent umzusetzen.
Bereits damals hatten wir zudem ein langfristig angelegtes Personal-Marketingkonzept (heute nutzt man eher den Begriff Personal Branding) speziell für die Berufsausbildung im Betrieb entwickelt. Es gab damals bereits einen vorübergehenden Fachkräftemangel, dem es zu begegnen galt.
Wir hatten dann sichtbare Erfolge im Wettbewerb um die besten Auszubildenden wie auch bei den Ausbildungsabschlüssen durch ein ganzes Konzert an Maßnahmen:
- systematische auf die gewerblich-technischen Belange hin angelegte, schlüssige und die Auszubildenden wie betriebliche Vorgesetzte, Berufsschule und IHK überzeugende Ausbildungskonzepte
- frühe Integration der Azubis in die betriebliche Praxis
- die besten Meister in die Ausbildung
- Engagement des Managements für die Ausbildung
- Auswahl und beständige Weiter-Qualifizierung des Ausbildungspersonals (haupt- wie nebenberufliche Ausbilder/Ausbildungsbeauftragte)
- hohes Engagement aller Ausbilder
- fachübergreifende Qualifizierung der Auszubildenden
- materiell und technisch sehr gut ausgestattete Ausbildungsstätten
- ein über das ganze Jahr laufendes Personalmarketing für unsere Ausbildungsberufe
- intensive Zusammenarbeit mit engagierten Berufsschul-Leitern und Lehrern
Die Resultate zeigen sich nur, wenn Unternehmen systematisch vorgehen und ihnen die mittelfristige Wirkung ihrer Bemühungen bewusst ist. Nur wenn man dem Prinzip folgt: "Die besten Ausbilder und zeitgemäße Technologie für die Ausbildung" und "Ausbildungsberufe und Betrieb durchgehend attraktiv vermarkten" geht man den richtigen Weg (manche Unternehmen tun genau das!).