11.01.2006 - Das Picasso Prinzip - ältere Mitarbeiter und was Erfahrung wert sein kann
Beschäftigung älterer Mitarbeiter - Erfahrung wertschätzen!
Eine schöne Frau ging einst in einem Pariser Cafe auf Picasso zu und bat ihn, sie zu zeichnen. Sie bot ihm dafür eine angemessene Vergütung. Der Künstler schuf die Zeichnung in wenigen Minuten — und verlangte 500 000 Francs. "Aber Sie haben doch nur wenige Minuten dafür gebraucht", protestierte die Touristin. "Nein", soll Picasso geantwortet haben, "dazu brauchte ich über 40 Jahre!" (nach: Davis, Stanley M., Meyer, Christopher (2000), Future Wealth, Harvard Business School Press).
Eine interessante Überlegung ergibt sich in diesem Zusammenhang bezüglich der Wertschätzung und Beschäftigung für ältere Mitarbeiter. Hier wirken immer noch Mythen über deren verminderte Leistungsfähigkeit und verhindern, dass sich Unternehmen rechtzeitig auf die demographischen Veränderungen vorbereiten.
Allen Vorhersagen zufolge werden in wenigen Jahren ältere Arbeitnehmer zu einem sehr viel höheren Anteil als heute die Belegschaften prägen.
Das ist eine Herausforderung für das Human Resource Management, die frühzeitig dazu führen muss, die latent vorhandene Abwertung älterer Beschäftigter zu beenden.
Zwei Mythen verhindern nach Einschätzung zweier amerikanischer Autoren derzeit eine positivere Einschätzung des Leistungsbeitrags älterer Mitarbeiter, die durch Studien widerlegt sind:
- Ältere Arbeitnehmer seien nicht lernfähig und stellten sich schwerer auf Neues ein.
- Ältere Arbeitnehmer seien weniger leistungsfähig.
Die Autoren beziehen sich u.a. auf eine amerikanische Studie von 1999, in der 774 Personalchefs befragt wurden. Diese spiegelt Folgendes zur Gruppe der älteren Mitarbeiter:
- 80% wechseln weniger
- 75% zeigen höheres Engagement
- 74% sind zuverlässiger
- 71% sind genauso in der Lage, neue Fertigkeiten und Kenntnisse zu erwerben
- 62% sind kreativer und innovativer
- 80% haben weniger Fehlzeiten
- 48% sind flexibler / anpassungsfähiger
- 49% sind motivierter
- Sie verursachen weniger Betriebsunfälle
Was kann dies heißen für Personalpolitik und —strategie, für die Personalentwicklung? Unternehmen gehen sehr unterschiedliche Wege. Bauen die einen nun sogar 52-Jährige ab, integrieren andere wie BMW gezielt ältere Mitarbeiter, um langfristig ein gesundes Personalportfolio bei der Altersstruktur der Belegschaft sicherzustellen.
Einem Bericht des Handelsblattes (13.01.06) ist zu entnehmen, dass manche Personalmanager bis heute die Altersstruktur ihrer Beschäftigten nicht einmal kennen. Andere sind dagegen bereits dabei, sich auf die demographische Entwicklung durch strategische Maßnahmen einzustellen.
Der genannte Artikel: Petersen, Suzanne J., Spiker, Barry K. (2005), Establishing the Positive Contributory Value of Older Workers: A Positive Psychology Perspective, in: Organizational Dynamics, Vol. 34, Issue 2, 2005, S. 153-167