30.09.2008 - Ängste von Führungskräften - woran Führung scheitert
Allgemein zustimmungsfähige Standards für gute Führung scheitern in der Verwirklichung oft an Ängsten der Führungskräfte.
Diese Ängste sind in der Persönlichkeit begründet, daher mit 'Führungsinstrumenten' nicht zu überwinden.
So wird Führungshandeln u.a. blockiert durch die Angst
- vor der Verantwortung (bei Entscheidungen mit Konsequenzen für andere oder für die Organisation, z.B. in Changeprozessen)
- den Erwartungen nicht zu entsprechen (oft labile Identität mit starker Außenorientierung und instabilem Entscheidungsverhalten)
- sich nicht durchsetzen oder behaupten zu können (beschränkt partizipative Prozesse)
- vor Machtverlust (fördert Macho - Allüren)
- den Überblick zu verlieren (führt zu reduktionistischem Übersteuern von Hilflosigkeit in komplexen Situationen, beschränkt partizipative Prozesse)
- zu versagen (Tendenz zu übersteigerten Kontroll- und Steuerungsmustern)
- vor Verlust von Anerkennung und Status (Schwierigkeiten im Umgang mit Widerspruch und Partizipation sowie Abwehr von Nachfolgeregelungen)
- vor Verletzung (des unbewussten tieferen Selbst)
- vor Selbstverlust (durch Verlust der Kontrolle über das soziale Umfeld)
Dahinter stehen vielfach ein falsches Selbstbild sowie problematische Entwicklungsimpulse in der persönlichen und/oder beruflichen Sozialisation. Auch wirken gelegentlich falsche Vorbilder, von denen man sich nicht freizumachen vermag
Bei der Auswahl von Führungskräften z.B. im Bewerbergespräch werden die tieferen Muster einer Persönlichkeit oft zu wenig erfasst. Übersehen werden nicht nur die Folgen für das unmittelbare Handeln eines Managers im Alltag. Weitaus problematischer sind die sich aus der Karriereentwicklung ergebenden Folgeentscheidungen - u.a. auch bezogen auf Entscheidungen über Führungskarrieren. So lässt sich das manchmal arg übereinstimmende defizitäre Muster einer Führungsorganisation erklären, wo Managertypen und Verhaltensweisen einheitlich wirken - in ihren ausgeprägten Stärken wie Schwächen.
Voraussetzung für gute Führung ist eine stabile und reife Persönlichkeit, die über ein heiles Selbst verfügt. Dazu gilt es, sich den eigenen Ängsten zu stellen und sie zu integrieren statt abzuwehren.
Dazu ist es meist nicht erforderlich, die Ängste aufzudecken, sie aus dem Bereich des nicht Bewussten hervorzuholen, um eine Entwicklung zu ermöglichen. Dieser "psychologische Ansatz" ist oft sogar kontraindiziert. Vielfach reicht zur Überwindung von Ängsten, Führungskräften neue Erfahrungen zu ermöglichen und auf den selbst verstärkenden Effekt positiver Erlebnisse und des damit verbundenen Feedbacks zu setzen.